Noch haben wir
Canberra vor uns, bevor wir das Wohnmobil in Sydney abgeben müsssen.
Genug Zeit, um auf
dem Murray Valley Highway den Kosciuszko Nationalpark zu erreichen.
Vorbei geht die Fahrt am gefluteten Tal, wo der Murray zwecks
Stromgewinnung aufgestaut wurde. So entstand der Lake Hume, ein
idyllisches Plätzchen an dessen Ufer wir uns ein wenig vom
Autofahren erholen können und nebenbei Mengen von Pelkanen
beobachten, die dicht an uns vorbei schwimmen. Abgestorbene Bäume
ragen aus dem Wasser und verleihen dem ganzen eine leicht morbide
Atmosphäre. Bei Niedrigwasser sollen sogar die Grundmauern
gefluteter Ortschaften zu sehen ein. Wir fahren durch Wein-, Oliven
und Obstanbaugebiete unserem Tagesziel entgegen, einer kleinen Stadt
namens Corryong, wo wir auf einem überaus idyllischen Campingground
am Ufer eines kleinen Creeks ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten
finden. Die Nacht ist klar und der Sternenhimmel lässt keine Wünsche
offen.
Am nächsten
Morgen machen wir uns auf zur Touristeninformation,um noch letzte
hilfreiche Tipps für unseren Weg und die Besteigung des zum Mount
Kosciuszko – den höchsten Berg Australiens - mitzunehmen. Große
Überraschung: Die von uns gewählte Route ist aufgrund von
Felsbrocken auf der Straße gesperrt, wir müssen einen Umweg mitten
durch die Snowy Mountains über eine kleine asphaltierte Straße ohne
Randbefestigungen und ohne Mittelstreifen nehmen. Alles in allem eine
zusätzliche Strecke von etwa 300km zum Ziel,statt, wie angedacht,
80km. Auf der Straße war wenig Verkehr – und wir hatten so
genügend Gelegenheit, die fantastische Landschaft zu betrachten.
Unterwegs trafen wir auf riesige Stauseen, das Wasser war stahlblau
durch den wolkenlosen Himmel – beeindruckend! Australien ist eben
doch nicht nur Küste und Surfen!
Die sehr
kurvenreiche Straße führte uns auf eine Höhe von ca. 1500m nach
Cabrramurra, der höchstgelegen Ortschaft Australiens. Hier war ein
Resort mit Restaurant , Postamt, Lookout und Unterkünften. Gute
Gelegenheit, einen Mittags-Snack zu uns zu nehmen. Allerdings waren
wir noch lange nicht am Ziel angekommen! Also hieß es
weiterfahren, weiterfahren – um ca. 16.00Uhr
hatten wir keine
Lust mehr auf Kilometer. In der kleinen Stadt Cooma legten wir eine
Kaffeepause ein und informierten uns noch einmal in einer
Tourist-Info über den Straßenzustand zum Ziel. Da gab es wieder
eine Neuigkeit: Der Mount Kosciuszko kann zur Zeit aufgrund
winterlicher Wetterbedingungen (Schnee, slippery...) gar nicht bis
zum Gipfel bestiegen werden, letztens hat es ein Kanadier versucht,
der bis heute vermisst wird.
Für heute reichte
es uns: wir stehen jetzt in Cooma auf dem Campingground. Auf dem Weg
dorthin hat uns die freundliche Polizei angehalten und ich musste in
ein Gerät bis 10 zählen, was ich auch brav tat – auf deutsch.
Test bestanden! Die Polizistin bedankte sich und ließ uns
weiterfahren. Very Strange!
Am nächsten
Morgen weckte uns heftiger, warmer Wind aus Nordwest- Ghibli –
artig. Nix mit Mount K., statt dessen beschlossen wir, uns das
Gefängnismuseum anzuschauen. Sehr informativ wurde hier das Leben
der Gefangenen erläutert, bis in die ca. 50-ger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts. Im Innenhof – den man durchaus nach
draußen verlassen konnte, werkelten 4 „Inmates“ an
Blumenpotpourries. Einer von Ihnen hat mir einen Leinenbeutel mit
Gaol-Stempel bedruckt, mich eingeladen, einen Handabdruck mit
schwarzer Farbe auf der Tasche zu hinterlassen und mir hinterher die
Tasche noch mit getrockneten Blüten gefüllt. Alle waren nett und
freundlich zu mir. Ich konnt's kaum glauben – Gefangene, die nicht
einfach wegspazieren! Ein Officer hat uns hinterher erklärt, wie es
funktioniert: es sind Gefangene, die sich „hochgearbeitet“ haben
und nun ihre Reststrafe verbüßen . Um 16 Uhr werden sie wieder in
ihre Zellen eingeschlossen, es sind ungefähr zwanzig Männer, die in
dieses Resozialisierungsprogramm eingebunden sind. Bei Flucht (und
es kommt vor, nie erfolgreich) kommen sie wieder in den geschlossenen
Vollzug.
Auch die „Wardens“
waren sehr freundlich und schenkten mir zum Abschied ein sehr
informatives Buch über die Geschichte der Resozialisierungsmaßnahmen
in New South Wales.
Am Nachmittag
Fahrt nach Canberra.
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